HEUTE gilt die Berkshire Corporation als weltweiter Vorreiter in der Entwicklung und Herstellung von Produkten für kritische Oberflächen und kontrollierte Umgebungen rund um den Globus. Mitte der 1960er-Jahre jedoch nahm noch niemand groß „Notiz“ von diesem Unternehmen – und Notizpapier ist hier das Stichwort.


Lange bevor er die Berkshire Corporation gründete, benötigte ihr CEO Whitmore B. „Nick“ Kelley Geld, um seine College-Ausbildung zu finanzieren. Das brachte ihn auf die Idee, die Papierabfälle einer Papierfabrik im Westen von Massachusetts zu sammeln und daraus zu Hause Notizblöcke herzustellen. Er nannte das junge Unternehmen Berkshire Paper Company und war damit landesweit einer der ersten Recycler, der aus Abfällen, die andernfalls auf dem Müll gelandet wären, ein brauchbares Produkt herstellte.

Schon bald bot der Keller seines Hauses nicht mehr genügend Platz für die Berkshire Paper Company. Also kaufte Kelley ein zum Abriss bestimmtes Haus und verwandelte es in ein Gebäude, das ihm schon bald als seine erste Produktionsanlage dienen würde. Er erwarb gebrauchte Verarbeitungmaschinen, entwickelte neue, effektive Fertigungsprozesse und baute sich einen soliden Kundenstamm auf – bis die Wirtschaft infolge landesweiter Probleme ins Stocken geriet.

Nach einer Reise durch Asien kehrte Kelley in den Westen von Massachusetts zurück, um dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte. Mit der Zeit gewann er die meisten seiner früheren Papierkunden zurück – diese reichten von privaten Versicherungsunternehmen bis hin zu Büroausstattern – und begann, örtlichen Papierfabriken auch Zuschnitts- und Verpackungsdienstleistungen anzubieten. Dank des optimal, unweit von Boston und New York City gelegenen Standorts lockte die Produkt- und Leistungspalette der Berkshire Paper Company schon bald neue Kundschaft aus dem gesamten Osten der USA an.

Ende der 1970er-Jahre ging die Umgestaltung der Berkshire Paper Company weiter. Nach zahlreichen Experimenten mit neuen Materialien präsentierte Berkshire ein fusselarmes Spezialpapier für den Einsatz auf dem aufstrebenden Halbleitermarkt. „Ich erhielt eine Anfrage eines heimischen Halbleiterunternehmens aus Utah“, erklärt Nick Kelley. „Dem Schreiben lag ein 5 × 5 cm großes Stück Papier bei, begleitet von einer simplen Frage: ‚Produzieren Sie Papier dieser Art? Falls ja, würden wir gerne welches von Ihnen kaufen.‘“

Zwar stellte Berkshire dieses Papier nicht her, aber Kelley machte sich rasch daran, dies zu ändern. Im Zuge verschiedenster Untersuchungen und Experimente mit, wie er es nennt, „einem Ableger von Teebeutelpapier“, entwickelte er ein fusselarmes Papier, das speziell dafür konzipiert war, das Risiko einer Mikrokontamination zu verringern. Das Produkt erhielt die Bezeichnung „Labx“ und wurde unter dem Markennamen Berkshire verpackt. Und für das Unternehmen begann ein neues Kapitel.

Fortan reiste Nick – ausgerüstet mit einem Mietwagen und einem Telefonbuch – quer durch das kalifornische Silicon Valley, um Muster seines fusselarmen Papiers in Technologieunternehmen vorzustellen. Als er schließlich in die Berkshires zurückkehrte, hatte er Aufträge im Wert von einer halben Million Dollar im Gepäck.

Kelleys Unternehmen, das heute als Berkshire Corporation bekannt ist, wuchs stetig weiter. Man richtete ein eigenes Labor ein, entwickelte standardisierte Methoden zum Testen von Einwegmaterialien für Reinraum-Umgebungen und erarbeitete umfassende Verfahren zur Qualitätssicherung.

Im Jahr 1995 wurde das Qualitätsmanagementsystem der Berkshire Corporation nach ISO 9000 zertifiziert, der weltweit anerkannten Norm für Qualitätsmanagementsysteme der International Organization of Standardization. Seitdem startete das Unternehmen eine Schulungsinitiative unter dem Motto „Lean Manufacturing“ (schlanke Produktion), in deren Rahmen die Mitarbeiter an kontinuierlichen Qualitätsschulungen zur Steigerung der betrieblichen Leistung teilnehmen.

„Der entscheidende Faktor in der Wirtschaft ist Innovation“, meint Kelley, „gekoppelt mit dem Streben nach anhaltender Optimierung – und der Integrität, welche Innovation und Engagement in die richtigen Bahnen weist.“

Heute ist die Berkshire Corporation ein Beispiel für die Umsetzung von Kelleys Erfolgsformel. Im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte expandierte Berkshire auch ins Ausland und eröffnete sowohl Produktions- als auch strategische Beschaffungsbetriebe in den USA, in Europa und in Asien sowie Vertriebsniederlassungen in den USA, in Großbritannien, Frankreich, Japan, Singapur, Puerto Rico, Brasilien und Mexiko. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen über 200 Mitarbeiter und führt 36 Produktlinien, die von Reinigungsmaterialien und Linsentüchern bis hin zu Gesichtsmasken und Innenhandschuhen reichen. Neben dem Halbleitermarkt sind die wichtigsten Kunden die biotechnologische und pharmazeutische Industrie, also stark regulierten Branchen, die spezielle Anforderungen an die keimfreie Verarbeitung stellen.

Die Berkshire Corporation ist ein privates Unternehmen, das jedoch von einem externen, unabhängigen Vorstand geleitet wird. „Unsere Vorstandsmitglieder sorgen dank ihres ausgeprägten Geschäftssinns und ihres soliden Urteilsvermögens dafür, dass unser Unternehmen nach objektiven Kriterien geführt wird“, erklärt Kelley. Die umfassenden Fachkenntnisse der Vorstandsmitglieder sind auf ihre vielfältigen Berufserfahrungen zurückzuführen, die von Produktion und Verlagswesen bis hin zu Investmentbanking und Unternehmensberatung reichen.